Nachdem wir uns in den letzten Beiträgen mit dem Grundwissen über Wildbienen sowie mit den Wildbienen auf der Domäne Dahlem beschäftigt haben, möchten wir nun einige dieser faszinierenden Arten etwas genauer vorstellen. Was macht sie so besonders? Woran können wir sie erkennen und welche spannenden Eigenheiten verbergen sich hinter ihren Namen? In diesem Beitrag werfen wir einen genaueren Blick auf ausgewählte Wildbienenarten und ihre Lebensweisen – und zeigen, warum es sich lohnt, ihnen mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Die Luzerne-Blattschneiderbiene
Megachile rotundata
Die Luzerne-Blattschneiderbiene gehört zu den wahren Generalisten unter den Wildbienen. Anders als ihr Name suggeriert, ist sie nicht auf Luzerne spezialisiert, sondern sammelt an fünf verschiedenen Pflanzenfamilien. Auch bei der Wahl der Nistplätze ist sie flexibel und nistet in verschiedenen oberirdischen Strukturen. Dazu gehören vorhandene Gänge in Totholz, Lehmwänden oder Nisthilfen. Sie gehört zu der Gattung der Blattschneiderbienen und damit zu der Sorte Biene, die ihre Nistgänge mit Laub- und Blütenblättern auskleiden. Diese haben sie vorher mit ihrem Mundwerkzeug zurechtgeschnitten. Durch ihre geringen Ansprüche und ihre ausgezeichnete Bestäubungsleistung werden sie vor allem in den USA als Bestäuber in Luzerne-Kulturen eingesetzt. Sie ist dort nicht heimisch und wurde um den zweiten Weltkrieg herum in die USA eingeschleppt.

- Größe: ♂︎ 8–9 mm, ♀︎ 7–8 mm
- Beschreibung: Schlanke Biene, mit schwarzer Grundfarbe und weißen Binden. Weibchen haben eine weißgraue Bauchbürste.
- Sozialverhalten: Solitär
- Nistweise: Oberirdisch in Totholz, Lehm oder Pflanzenstengeln
- Generationen / Jahr: 1
- Flugzeit: Juni-August
- Gefährdung: ungefährdet
Die Steinhummel
Bombus lapidarius
Die Steinhummel gehört wie alle Hummeln zu den sozialen Wildbienen. Sie bilden kleinere Hofstaaten, die maximal 300 Tiere beheimaten. Im Gegensatz zu der Honigbiene überwintert die bereits befruchtete Königin allein und baut sich im neuen Jahr mühsam ein neues Nest in z. B. Höhlen oder Steinhaufen. Die Weibchen besitzen eine pechschwarze Färbung, mit Ausnahme des rot gefärbten Abdomens. Durch ihre auffällige Färbung ist sie relativ einfach zu erkennen, aber mit einigen selteneren Hummelarten zu verwechseln. Die Königin fliegt ab Mitte März und sucht einen geeigneten Standort für den Nestbau. Die ersten Arbeiterinnen fliegen dann ab April und die neuen Jung-Königinnen ab Juli. Sie ist nach Roter Liste ungefährdet und nur im sehr direkten Umfeld des Nests aggressiv.

- Größe: ♂︎ 20-22mm (Königin), 12-16mm (Arbeiterin), ♀︎ 14-16mm
- Beschreibung: Schwarz mit rotem Abdomen-Ende (Tergiten 4-6)
- Sozialverhalten: Primitiv eusozial
- Nistweise: Nestbau in z. B. Höhlen, Mäuselöcher, Steinhaufen
- Volksgröße: bis 300 Tiere
- Flugzeit: März-Oktober
- Gefährdung: ungefährdet
Die Ochsenzungen-Sandbiene
Andrena nasuta
Die sehr seltene Ochsenzungen-Sandbiene ist eine hochspezialisierte (oligolektische) Art und auf die Gewöhnliche Ochsenzunge (Anchusa officinalis) angewiesen. Die Larven benötigen den Pollen dieser Pflanze, wenn sie nicht vorkommt, gibt es auch die Ochsenzungen-Sandbiene nicht. Sie gehört zu den größten Sandbienen und ist durch ihre starke Spezialisierung mittlerweile leider sehr selten geworden. Durch ihre Spezialisierung ist die Biene perfekt an die Ochsenzunge angepasst und kann sie deswegen überdurchschnittlich gut bestäuben.

- Größe: ♂︎ 16-18mm, ♀︎ 16-18mm
- Beschreibung: Komplett schwarze Färbung, leichte graue Behaarung am Thorax
- Sozialverhalten: Solitär
- Nistweise: Selbstgegrabene Erdnester
- Generationen / Jahr: 1
- Flugzeit: Mai-Juni
- Gefährdung: stark gefährdet
Quellen:
Naturspaziergang: Naturlexikon – Naturfotografie
Wildbienen-Spezies (Apidae): alphabetisch
Natura DB – die besten Pflanzen für Garten, Balkon, Terrasse & Co.
Ein Gastbeitrag von Jasper Hildebrandt, FÖJ 2024/2025