Direkt zum Inhalt
Blogartikel
13. Februar 2025

Grundwissen über Wildbienen: Lebensweise, Bedeutung und Schutz

Eine Hummel auf einer Blüte
K. Wendlandt
2025-02-13

Ein Gastbeitrag von Jasper Hildebrandt, FÖJ 2024/2025

Wildbienen spielen eine entscheidende Rolle für Natur und Landwirtschaft – und doch sind sie vielen Menschen kaum bekannt. Das möchten wir ändern! In unserer neuen Blogreihe erfahren Sie alles über Wildbienen: ihre Lebensweise, unsere Schutzmaßnahmen auf der Domäne Dahlem, spannende Arten und praktische Tipps für den eigenen Garten oder Balkon.

Was sind Wildbienen?

Als Wildbienen bezeichnet man alle wilden Bienen weltweit. Es sind weltweit über 20.000 Bienenarten bekannt, nur 9 davon werden als Honigbienen bezeichnet. Wildbienen unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht von ihren honigproduzierenden Artgenossen und weisen auch untereinander eine große Vielfalt an Merkmalen auf.

Wie pflanzen sich Wildbienen fort?

In Deutschland gibt es rund 600 dokumentierte Wildbienenarten – die meisten von ihnen leben als Einzelgänger (solitär). Das bedeutet, dass das Weibchen nach der Befruchtung allein für den Nachwuchs sorgt. Dafür baut sie in Nistgängen kleine Brutzellen und versorgt sie mit einem Ei und einem Pollenvorrat, dem Pollenbrot. Diese Nistgänge bauen 75% der nestbauenden Arten in der Erde, die restlichen nisten in Pflanzenstängeln, Totholz, Lehm, Schneckenhäusern und mehr. Die Weibchen stellen immer eine Zelle fertig, indem sie eine kleine Zwischenwand einbaut, bevor sie eine neue Zelle anfängt. Die Pollen für das Pollenbrot sucht sie sich deshalb in ihrer direkten Umgebung und hat nur einen maximalen Flugradius von 150-200m.

…und Hummeln?

Etwas anders läuft das bei den Hummeln, die auch zu den Wildbienen gehören. Sie und ein paar weitere Wildbienenarten (z. B. Furchenbienen) bilden kleine Staaten aus, die sich aber auch von Honigbienenstaaten unterscheiden. So hat ein klassischer Honigbienenstaat im Sommer zwischen 40.000 und 60.000 Bienen, Hummelstaaten beherbergen nicht mehr als 600 Individuen. Auch überwintert eine Hummelkönigin allein und baut sich im nächsten Frühling mühsam ihren Hofstaat auf. In ihrer gesamten Lebenszeit ernährt sie sich selbst und wir nicht von ihren Arbeiterinnen versorgt.

Sowohl bei den Hummeln als auch bei den anderen Wildbienenarten gibt es die sogenannten Schmarotzerbienen. Das sind insgesamt etwa ein Viertel aller Arten und diese leben parasitär, legen also ihre Eier in noch nicht fertige Brutzellen oder in Hummelnester ab.

Übrigens: Wildbienen stechen deutlich seltener als Honigbienen, denn sie haben dafür kaum einen Grund. Sie verteidigen kein Volk und auch für sie bedeutet das Stechen den Tod und damit weniger potenzielle Nachkommen. Ihre Stachel sind meistens auch nicht stark genug, um die menschliche Haut zu durchdringen, sie sind also deutlich ungefährlicher als Honigbienen.

K. Wendlandt

Warum sind Wildbienen wichtig?

Wildbienen ernähren sich wie Honigbienen von Blütennektar und Pollen. Sie sind dabei oft deutlich wählerischer, welche Blütenarten sie anfliegen und die verschiedenen Arten sind so sehr gut auf ihre Zielblüten angepasst. Dadurch bestäuben sie die Blüten besser als Honigbienen, die fast alle Blüten anfliegen. Etwa 88% aller Blütenpflanzen und 75% aller landwirtschaftlichen Nutzpflanzen sind auf Bestäuber angewiesen. Bienen leisten mit Abstand den größten Beitrag zur Bestäubung, neben ihnen gehören aber auch z. B. Wespen, Schmetterlinge, Fledermäuse und Vögel zu den Bestäubern.

Wildbienen steigern erwiesenermaßen den Ernteertrag, auch wenn schon genug Honigbienen in der Umgebung vorhanden sind. So werden mittlerweile auch gezielt Wildbienen in der Landwirtschaft eingesetzt. Hummeln sind in dem Tomatenanbau nicht mehr wegzudenken, da Honigbienen die schwer erreichbaren Pollen meiden. Auch Mauerbienen werden im Obstbau aktiv gefördert, da sie sehr viele Blüten anfliegen und dabei sehr effizient bestäuben.

Aber auch in der Natur sind Wildbienen essenziell, um die Ökosysteme am Laufen zu halten. Sie können unter zum Beispiel bei deutlich niedrigeren Temperaturbedingungen bestäuben und fliegen Blüten an, die von Honigbienen nicht besucht werden. So bedeutet der Wegfall einer Pflanzenart oft auch der Wegfall der entsprechenden Wildbienenart und umgekehrt.

Warum sind Wildbienen gefährdet?

Wildbienen werden seit 1984 gesetzlich geschützt und das aus gutem Grund. Wie bei vielen anderen Insektenarten, befinden sich auch bei Wildbienen die Arten- und Individuenzahlen leider im freien Fall. Das hat erhebliche Auswirkungen auf Mensch und Umwelt und ist auf eine Vielzahl an Gründen zurückzuführen.

In ländlichen Gebieten ist der Rückgang vor allem durch die Intensivierung der Landwirtschaft und dem damit einhergehenden Wegfall von vielfältigen Blühflächen zu erklären. Die Acker und Maschinen werden immer größer, wodurch Blühstreifen, welche als Nahrung- und Nistplatz dienen, wegfallen. Auch schadet der Pestizideinsatz sowohl Honig- als auch Wildbienen.

In Städten sind vor allem die Versiegelung durch Straßen-, Haus- und Parkplatzbau und die Gärten verantwortlich. Bei Letzteren wird oft Ordnung vor Naturschutz gestellt und auch viele Pflanzen in Gärten sind nicht sonderlich bienenfreundlich. Sie sind, wenn die Nektarproduktion nicht gänzlich weggezüchtet wurde, oft nicht heimisch und deshalb vor allem für Wildbienen unbekannt. Auch hier fehlen also richtige Nahrungsquellen und strukturreiche Bereiche, die als Nistplätze dienen können.

Was kann ich für Wildbienen tun?

Der vierte Teil dieser Blogreihe wird sich ausführlich mit konkreten Schutzmaßnahmen beschäftigen. Doch schon jetzt gibt es einfache Möglichkeiten, Wildbienen zu unterstützen – gerade im Frühjahr.

  • Natürliche Nistplätze schaffen: Viele Wildbienenarten, insbesondere Bodennister, finden kaum geeignete Nistplätze. Ein sandiger, vegetationsfreier Bereich im Garten oder auf dem Balkon kann helfen.
  • Vorsicht bei Insektenhotels: Gekaufte Nisthilfen sehen zwar hübsch aus, sind aber häufig für Wildbienen ungeeignet. Deutlich sinnvoller ist es, sich zu informieren und dann geeignete Nisthilfen zu kaufen oder selbst zu bauen.
  • Wildbienenfreundliche Pflanzen wählen: Blumenmischungen sollten heimische, mehrjährige Pflanzen enthalten. Besonders wertvoll ist eine Wildkräuterwiese anstelle eines klassischen Rasens – hier ist allerdings der richtige Mähzeitpunkt entscheidend.

Artgerechter Schutz erfordert anfangs etwas Aufwand, zahlt sich aber schnell aus.