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AUSGESTELLT! Das AFN-Gelände

Museum und Sammlung 25. April 2024
AFN-Sendeanlage, SW-Foto, 1960 © Kurt Schwarz
2024-06-26

Hier steht eine Geschichte: Ehemaliges Gelände der US-Streitkräfte und des AFN

Kalter Krieg: Die US-amerikanischen Alliierten nutzten die nördlichen Äcker des heutigen Domänengeländes rund 50 Jahre für die Ausstrahlung des Radiosenders AFN.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war die US-amerikanische Armee dauerhaft in Deutschland stationiert. Ihr Hauptquartier befand sich im Berliner Stadtteil Dahlem. Der bereits während des Krieges gegründete Militärrundfunksender AFN (American Forces Network) richtete sich ebenfalls in Dahlem ein – und sein Sendemast stand mitten auf dem Acker des heutigen Freilichtmuseums Domäne Dahlem.

Hierfür wurde 1948 ein Gebäude errichtet, das als Wartungsgebäude für den Sendemast genutzt werden konnte. Nachdem zunächst mit provisorischer Funktechnik die Sendungen verbreitet worden waren, wurde dann in den 1950er Jahren der erste Stahlsendemast auf dem Acker errichtet. Die ganze Anlage wurde von Soldaten überwacht. Luftbildaufnahmen zeigen die Veränderungen der nördlichen Fläche der Domäne Dahlem anschaulich.

Ehemaliges Sendegebäude des AFN
1948

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war die US-amerikanische Armee dauerhaft in Deutschland stationiert. Ihr Hauptquartier befand sich im Berliner Stadtteil Dahlem. Der bereits während des Krieges gegründete Militärrundfunksender AFN (American Forces Network) richtete sich ebenfalls in Dahlem ein – und sein Sendemast stand mitten auf dem Acker des heutigen Freilichtmuseums Domäne Dahlem.

Hierfür wurde 1948 ein Gebäude errichtet, das als Wartungsgebäude für den Sendemast genutzt werden konnte. Nachdem zunächst mit provisorischer Funktechnik die Sendungen verbreitet worden waren, wurde dann in den 1950er Jahren der erste Stahlsendemast auf dem Acker errichtet. Die ganze Anlage wurde von Soldaten überwacht. Luftbildaufnahmen zeigen die Veränderungen der nördlichen Fläche der Domäne Dahlem anschaulich.

Moderator des AFN im Studio. AlliiertenMuseum/ Sammlung Provan
Radiomitschnitt des AFN. AlliiertenMuseum/ Sammlung Provan

Das Programm des Radiosenders AFN
Der Radiosender diente vor allem dazu, die US-Truppen und die Angehörigen der Soldat:innen mit der Heimat zu verbinden, begeisterte jedoch auch bald viele Berliner Bürger:innen. Die lockere Art zu moderieren war eine Neuerscheinung in der deutschen Rundfunklandschaft. Neben einem Mix aus aktuellen Nachrichten aus den USA, Rock ‘n‘ Roll, Swing und Jazz strahlte der Sender auch Interviews mit Prominenten und Stars der Unterhaltungsindustrie aus. Besonders nachdem die Nationalsozialisten Swing-Musik als „entartet“ diffamiert und verboten hatten, wirkte der Sender wie ein Tor in eine neue Welt. Nicht nur in der neu gegründeten Bundesrepublik ertönte es Elvis Presley, Doris Day oder Nat King Cole. Auch DDR-Bürger:innen der heutigen Region Berlin-Brandenburg schalteten heimlich den Sender ein. Unter dem sozialistischen Regime war der Sender verboten, denn er vermittelte einen kapitalistischen und individualistischen Lebensstil und propagierte Freiheit und Demokratie.

Der Sendemast auf dem Domänenacker
Nachdem zunächst über provisorische Funktechnik gesendet worden war, wurde in den 1950er Jahren ein Stahlsendemast auf dem nördlichen Acker der Domäne Dahlem errichtet. Luftbildaufnahmen zeigen, dass dieser spätestens 1979 durch einen größeren ersetzt wurde. Der zum Boden stark isolierte Stahlsendemast war 126 Meter hoch, wurde mit drei großen Abspannseilen gesichert und weiträumig abgezäunt. Die ganze Anlage wurde von Soldaten überwacht.
AFN sendete über UKW 87,9 MHz und auf Mittelwelle 1107 MHz. Das eigentliche Studio befand sich in der geräumigen Villa, Podbielskiallee 28. Als der AFN sein Programm in den 1960er Jahren um Fernsehsendungen erweiterte (AFN-TV), zog das Studio in die Saargemünder Straße 28, gegenüber vom ehemaligen US-Hauptquartier. Anfang der 1980er Jahre wurde eine Umkleidekabine und Duschräume für die Soldaten neben der Sendeanlage errichtet, denn auf den umliegenden Feldern wurde American Football, Fußball und Baseball gespielt. Auch fanden dort amerikanische Volksfeste statt.

Sprengung des AFN Sendemastes 1996
Am 25. Juli 1994 war der AFN das letzte Mal zu hören. Die alliierten Truppen zogen aus Deutschland ab. Der stillgelegte Sendemast auf dem Domänenacker wurde am 14. Dezember 1996 gesprengt. Die Sprengung war für das heutige Freilichtmuseum von großer Bedeutung. Die freiwerdende Fläche schuf Platz für die ökologische Landwirtschaft. Nach der Sprengung und Bergung der Reste des Mastes, gingen Teile davon in die Sammlung der Domäne Dahlem über: Der Fuß und eine Signallampe des ehemaligen Sendemastes – aktuell in der Ausstellung Sammlung Domäne Dahlem. Geschichten und Objekte im Herrenhaus zu sehen – erinnern noch an die Geschichte des AFN und der US-amerikanischen Armee auf den Äckern der Domäne Dahlem.

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Mehr Informationen

Foto Sendemast und Luftbilder vom Domänenacker 1953-1997

Der Sendemast vom südlichen Domänenfeld aus. Zu erkennen sind zwei Menschen, die am Mast hochklettern, um etwas für die Sprengung vorzubereiten. Sehr dünn sind auch die Abspannseile zu erkennen. Stiftung Domäne Dahlem – Landgut und Museum

1953: Die Sendeanlage des AFN auf dem nordwestlichen Teil des Domänen-Ackers, zugänglich über die Pacelliallee, steht bereits. Von einem Sendemast ist auf den sonst klar umrissenen Feldern nichts zu sehen. Geoportal Berlin / Luftbiler 1953, Maßstab 1:22 000 / Datenlizenz Deutschland – Namensnennung – Version 2.0/ https://www.govdata.de/dl-de/by-2-0

1959: Der Sendemast ist in der oberen Mitte zu erkennen. Nördlich des Gebäudes wirft ebenfalls ein kleinerer Mast einen Schatten. Weitere kleinere Masten sind auf den Äckern verteilt. Geoportal Berlin / Luftbilder 1959, Maßstab 1:10 000, Datenlizenz Deutschland – Namensnennung – Version 2.0/ https://www.govdata.de/dl-de/by-2-0

1979: Der alte Mast ist nicht mehr zu finden, dafür aber leicht versetzt ein neuer Mast. Im Feld zu erkennen ist ein kreisförmiger Umlauf um den Mast und bereits angedeutet die Bereiche der drei im gleichmäßigen Winkel voneinander entfernten Spannseile. Geoportal Berlin / Luftbilder 1979, Maßstab 1:10 000, Datenlizenz Deutschland – Namensnennung – Version 2.0/ https://www.govdata.de/dl-de/by-2-0

1994: Der Mast und die Schutzzäune sind deutlich umrissen. Links daneben ist nun ein Baseball-Feld. In der oberen Ecke sieht man ein Zelt und Stände eines Festes, das dort wiederkehrend stattfand. Der südliche Bereich ist bereits vom musealen Projekt der Freunde der Domäne Dahlem mit dem ökologischen Konzept geprägt. In diesem Jahr zieht die US-Army aus Dahlem ab und der Sendebetrieb wird eingestellt. Geoportal Berlin / Luftbilder 1994, Maßstab 1:10 000, Datenlizenz Deutschland – Namensnennung – Version 2.0/ https://www.govdata.de/dl-de/by-2-0

1997: 4 Monate nach der Sprengung. Der Mast steht nicht mehr, die Zäune sind abgebaut und die Felder bereit für die Landwirtschaft des Freilichtmuseums Domäne Dahlem. Geoportal Berlin / Luftbilder 1997, Maßstab 1:5 000, Datenlizenz Deutschland – Namensnennung – Version 2.0/ https://www.govdata.de/dl-de/by-2-0

Mehr Informationen zur aktuellen Ausstellung:

Sammlung Domäne Dahlem. Geschichten und Objekte

07.07.2023 – 04.08.2024

MUSEUM IM HERRENHAUS

MI-SO, 10:00 – 17:00 UHR

Quellen:

Förster, Stefan (1997): Das Ende eines Relikts. Abbruch des AFN-Sendemastes in Berlin. RADIOJournal 11/1997. Verlag Anita Pospieschil. Online verfügbar unter radiojournal.de: https://www.radiojournal.de/radiojournal-best-of/artikel/afnsendemast/afnsendemast.htm [zuletzt 1.9.2023]

Hempel, Dirk (2021): Die systematische Nazi-Jagd auf die Hamburger Swing-Jugend. NDR Online-Artikel vom 16.08.2021, verfügbar unter https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/NS-Regime-geht-ab-1941-gegen-Hamburger-Swing-Jugend-vor,swingjugend100.html [zuletzt 4.9.2013]

Provan, John (2001): Eine militärische Anomalie. Die Geschichte von American Forces Network in Deutschland. In: The Link with Home – und die Deutschen hörten zu. Die Rundfunksender der Westmächte von 1945 bis 1994. Eine Veröffentlichung des AlliiertenMuseums Berlin, Nr. 6, S. 23f