Hier steht eine Geschichte: Vom Pferdestall zum Museum
Das heutige Museumsgebäude Culinarium war ursprünglich ein Pferdestall. Es ist der zweitälteste Bau auf dem Gelände und somit ein wichtiger Ort voller Geschichte.
Pferdestall und Getreidespeicher
Das Gebäude entstand 1830 als eingeschossiger Pferdestall mit einem angrenzenden zweigeschossigen Getreidespeicher. Der Pferdestall wurde zwischen 1850 und 1893 umgebaut und erweitert. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude bei Luftangriffen stark beschädigt, aber bereits 1943/44 wieder aufgebaut. Dabei wurden die beiden Gebäude – Pferdestall und Getreidespeicher – unter einem gemeinsamen Satteldach vereint. Bis heute wird der rechte Teil des Gebäudes als Pferdestall genutzt.
Die Schmiede und Stellmacherei
1896 wurde in einem Teil des Pferdestalls die Hofschmiede eingerichtet, die bis heute existiert. Links neben dem Pferdestall befand sich die sogenannte Stellmacherei, eine Werkstatt für Räder, Wagen und landwirtschaftliche Geräte aus Holz. 1981 wurde die Stellmacherei instandgesetzt und heute befinden sich in dem Gebäude Handwerksstätten: Eine Töpferei- und Keramikwerkstatt, die Möbelrestaurierung, eine Vergolderwerkstatt und Fassmalerei sowie die Spinnerei und Weberei.
Das Museum und Dauerausstellung
Der 1976 gegründete Verein Freunde der Domäne Dahlem eröffnete 1989 im oberen Geschoss des Pferdestalls den neugestalteten Museumsboden. Dort wurden landwirtschaftliche Geräte ausgestellt, die als Schenkungen, Leihgaben und durch Ankäufe in die Sammlung kamen und teilweise auf dem Acker und dem Hof der Domäne genutzt wurden.
Heute befindet sich neben dem Pferdestall das Museum Culinarium in dem Gebäude. 2015 wurden das Erdgeschoss, das Obergeschoss und das ausgebaute Dachgeschoss hierfür saniert. Das Kopfsteinpflaster im Erdgeschoss stammt noch aus der Entstehungszeit des Gebäudes. Das Culinarium präsentiert auf drei Etagen Deutschlands erste Dauerausstellung zur Kulturgeschichte der Ernährung von 1850 bis in die Gegenwart. Titelgebend ist das Leitmotiv der Domäne Dahlem „Vom Acker bis zum Teller“.
Zwangsarbeit auf der Domäne
Im Nationalsozialismus mussten Menschen im Landwirtschaftsbetrieb der Domäne Dahlem Zwangsarbeit leisten. Wir wissen heute von 80-90 Personen, die ab 1941 auf der Domäne Dahlem unfreiwillig für geringe Bezahlung oder auch ohne Lohn arbeiten mussten. Hierbei handelte es sich laut Zeitzeug:innenberichten um Kriegsgefangene aus Frankreich und der Sowjetunion. Auch zivile Zwangsarbeiter:innen wurden auf der Domäne Dahlem verpflichtet. Sie stammten nach bisherigem Forschungsstand aus der Ukraine und Polen. Im (ehemaligen) Pferdestall waren französische Zwangsarbeiter:innen untergebracht. Der für sie vorgesehene Speiseraum brannte bei einem Luftangriff 1943 ab.
Eine Zeitzeugin berichtet von Begegnungen mit Zwangsarbeiter:innen auf ihrem damaligen Schulweg entlang der Domäne Dahlem. Am Zaun kam sie mit den – wie sie es beschrieb – freundlichen und hungrigen Männern in Kontakt und überreichte ihnen jeden Tag heimlich ihr Pausenbrot. Im Tausch dagegen erhielt sie eines Tages ein bunt bemaltes Holzspielzeug, das sie später an diese Begegnungen zurückerinnerte. Diese Geschichte und weitere Informationen zu der NS-Zeit auf der Domäne Dahlem sind in der Ausstellung „SAMMLUNG DOMÄNE DAHLEM. Geschichten und Objekte“ im Gutshaus zu sehen.
Mehr Informationen zur aktuellen Ausstellung:
Sammlung Domäne Dahlem. Geschichten und Objekte
07.07.2023 – 04.08.2024
MUSEUM IM HERRENHAUS
MI-SO, 10:00 – 17:00 UHR
Quellen:
Landesdenkmalamt Berlin: Domäne Dahlem. Denkmaldatenbank, online verfügbar unter: https://denkmaldatenbank.berlin.de/daobj.php?obj_dok_nr=09075371,T [zuletzt 4.6.2024]
Lummel, Peter (1997): Von der preußischen Domäne zum Berliner Stadtgut. In: Lummel, Peter (Hrsg.): Vom Berliner Stadtgut zum Freilichtmuseum. Geschichte und Geschichten der Domäne Dahlem, Dahlemer Materialien 5, S. 71-93.
Schimmerohn, Egbert (1997): Ein kurzer Rundgang durch das Museum. In: Lummel, Peter (Hrsg.): Vom Berliner Stadtgut zum Freilichtmuseum. Geschichte und Geschichten der Domäne Dahlem, Dahlemer Materialien 5, S. 236-242.