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Blogartikel
20. Oktober 2025

Sammlungspflege im Museum im Herrenhaus: So schützt die Domäne Dahlem ihre historischen Objekte

Herrenhaus der Domäne Dahlem mit Baum und Laterne
© Domäne Dahlem/ Marcus Glahn, 2025
2025-10-21

Im Depot der Domäne Dahlem herrscht Bewegung. Zwischen Regalen, Holzkisten und Objektwagen wird Platz geschaffen, sortiert, verpackt und vorbereitet. Und bald rückt Unterstützung an: Die darauf spezialisierten Restaurator:innen der Firma Art Detox GmbH richten im Herrenhaus ihre Reinigungsstraße ein. Hier werden historische Objekte in Kürze einer gründlichen restauratorischen Reinigung unterzogen – mit der erforderlichen Sorgfalt, Genauigkeit und wissenschaftlichen Präzision. Doch warum ist eine Reinigung überhaupt nötig? Und was steckt hinter diesen Arbeiten, die derzeit viele Museen weltweit beschäftigen?

Chemische Altlasten in Museumssammlungen: Deshalb ist die Reinigung notwendig

Ab den 1950er-Jahren galt der Schutz von Museumssammlungen vor Insekten, Pilzen und Mikroorganismen als große Herausforderung. Holz, Textilien, Leder, Papier oder Naturmaterialien – all diese Stoffe sind empfindlich und bieten Schädlingen eine ideale Grundlage.

Um wertvolle Kulturgüter langfristig zu bewahren, griff man zu den damals gängigen Mitteln: chemischen Insektiziden. Substanzen wie DDT (Dichlordiphenyltrichlorethan) oder Lindan (γ-Hexachlorcyclohexan) galten in dieser Zeit als modern und effektiv. Sie wurden nicht nur in der Landwirtschaft oder im Haushalt eingesetzt, sondern auch in Museen – als Sprays, Begasungsmittel oder Puder, um Objekte und Depots „vorbeugend“ zu schützen.

Diese Praxis war gut gemeint, ist aus heutiger Sicht aber problematisch: Die Stoffe reichern sich über Jahrzehnte an Oberflächen an, sind schwer abbaubar, auf Dauer gesundheitsschädlich und umweltbelastend. Für Mitarbeitende in Museen, die lange Zeit mit diesen Stoffen in Kontakt kommen, stellen sie nach Jahren irgendwann ein Gesundheitsrisiko dar. Deswegen gehen wir die Aufgabe an.

DDT, Lindan und ähnliche Mittel sind inzwischen weltweit verboten. Doch ihre Spuren sind geblieben – auch in Museen.

Herrenhaus bis 2026 geschlossen – Culinarium bleibt geöffnet: Was Besucher:innen jetzt wissen sollten

Das Depot im zweiten Obergeschoss des Herrenhauses ist das Herzstück der Sammlungsarbeit. Hier lagern historische Geräte, Textilien, Werkzeuge, Gemälde und Alltagsgegenstände – stille Zeugen der Landwirtschaft- und Ernährungsgeschichte.

Damit die Reinigungsarbeiten an den Sammlungsobjekten sicher und gründlich durchgeführt werden können, bleibt das Herrenhaus voraussichtlich bis Herbst 2026 geschlossen. Bereits gereinigte Objekte werden auf der Fläche der bisherigen Sonderausstellung zwischengelagert. Während dieser Zeit können wir keine Ausstellung in den Ausstellungsflächen zeigen.

Das Culinarium bleibt geöffnet, der Museumsshop ist vorübergehend dorthin verlegt. Das Außengelände ist wie gewohnt zugänglich. Der Eintrittspreis bleibt unverändert. Statt Sonderausstellung werden ausgewählte Interventionen in Form der „Objekte im Fokus“ in der Dauerausstellung im Culinarium gezeigt. Zu Marktfesten ist das Herrenhaus im Erdgeschoss weiterhin geöffnet.

Sammlungspflege als Teil der Museumsarbeit

Die Domäne Dahlem steht mit dieser Arbeit nicht allein. Ob ethnologische Sammlungen in Kanada, naturkundliche Bestände in Skandinavien oder agrarhistorische Museen in Deutschland – überall wird derzeit gereinigt, geprüft und neu gedacht, wie Sammlungen nachhaltig gepflegt werden können.
In vielen Häusern gilt das Motto: „Bewahren heißt auch hinterfragen.“ Wie gehen wir mit den materiellen Spuren vergangener Praktiken um? Wie lassen sich Risiken minimieren, ohne die Geschichte dieser Objekte auszulöschen?

Die Arbeiten im Herrenhaus sind Teil dieser weltweiten Bewegung. Sie zeigen, dass Museumsarbeit nicht nur aus Ausstellungen besteht, sondern auch aus Verantwortung, Forschung und Reflexion. Denn Museen tragen Verantwortung: nicht nur für die Geschichten, die sie erzählen, sondern auch für den materiellen Erhalt ihrer Sammlungen. Die Reinigung ist die Grundlage dafür, dass Objekte langfristig sicher gelagert, erforscht und ausgestellt werden können – für Besucher:innen heute und für kommende Generationen.

Dekontamination im Museum im Herrenhaus: Wir zeigen, was passiert

Wir zeigen auch weiterhin die spannende Arbeit an unseren Sammlungsobjekten – offen und transparent, als Teil unseres Bildungsauftrags. Deshalb berichten wir regelmäßig über den Fortschritt der Dekontamination hier im Blog und auf unseren Social-Media-Kanälen. Dort erfahren Besucher:innen, wie die Arbeiten voranschreiten, wie die Objekte gepflegt werden und wie aus der Sammlung von gestern die Ausstellung von morgen entsteht.

Wenn ihr Fragen zu diesem Projekt habt, schreibt uns gern einfach an:
huber@domaene-dahlem.de

Gastbeitrag und Fotos von Nina Huber, wissenschaftliche Volontärin