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Blogartikel
23. Oktober 2024

Ernterückstände auf den Feldern: Natürlicher Kreislauf für gesunde Böden

2024-11-21

Auf den Feldern der Domäne Dahlem findet sich nach jeder Ernte etwas, das im ökologischen Anbau besonders wertvoll ist: Ernterückstände. Das sind Gemüseabfälle wie übrig gebliebene Kartoffeln, Kohlreste oder Blätter der Roten Bete, die nach der Ernte auf dem Feld zurückbleiben. Was auf den ersten Blick wie vergessen wirkt, ist in Wirklichkeit ein wichtiger Bestandteil eines natürlichen Kreislaufs, der sowohl den Boden als auch das zukünftige Pflanzenwachstum bereichert.

Nährstoffkreislauf: Ernte nimmt, Ernterückstände geben

Bei der Ernte von Gemüse wird dem Acker Nährstoff entzogen. Was jedoch auf dem Feld zurückbleibt – Gemüse- und Pflanzenreste, Blätter oder Wurzeln – stellt eine natürliche Form der Nährstoffrückführung dar. Diese Ernterückstände, die nach und nach zersetzt werden, sind nämlich wertvolle organische Masse für Mikroorganismen und bleiben bei uns im Herbst und Winter im oder teils auf dem Ackerboden. Dadurch findet ein natürlicher Humusaufbau statt, der den Boden wiederum fruchtbarer macht. Der Kreislauf sorgt dafür, dass der Boden nicht „ausgeraubt“ wird, sondern weiterhin nährstoffreich bleibt.

Wer hingegen alle Pflanzenreste bis auf das letzte Blatt vom Feld abträgt, entzieht dem Boden langfristig wertvolle Nährstoffe. Natürlich kann man die entnommenen Nährstoffe auch durch Mist oder Kompost wieder zuführen. Doch die Ernterückstände sind ohnehin bereits da – direkt auf dem Feld. Dies spart nicht nur Arbeitsstunden, sondern auch Spritkosten, da keine zusätzlichen Maschinen eingesetzt werden müssen.

Ernterückstände am Beispiel unseres Kartoffelackers

Ein anschauliches Beispiel für wertvolle Ernterückstände sind die Kartoffeln, die bei der Ernte oft übersehen werden und erst sichtbar werden, wenn der Boden für die nächste Kultur bearbeitet wird. Würde man versuchen, diese Restkartoffeln im Nachhinein zu sammeln, müsste man über das frisch vorbereitete Saatbett laufen, was den Boden verdichtet und seine Struktur zerstört. Das Ergebnis: Die zarten Jungpflanzen der Folgekultur, wie zum Beispiel Roggen, hätten es schwerer, sich zu entwickeln. Aus diesem Grund können wir Besuchenden der Domäne Dahlem auch nicht erlauben, den Acker zu betreten, um liegengebliebene Kartoffeln – in der (falschen) Annahme es sei Lebensmittelrettung – einzusammeln. Das Auflesen von Kartoffeln nach der eigentlichen Ernte, auch als „Stoppeln“ bekannt, hat historische Wurzeln. In der Nachkriegszeit, als Hunger allgegenwärtig war, sammelten Menschen aus der Not heraus die übrig gebliebenen Feldfrüchte, um ihre Ernährung zu sichern. Heutzutage ist diese Praxis auf unseren Feldern glücklicherweise nicht mehr notwendig. Vielmehr ist es nun wichtig, den Boden und seine Mikroorganismen zu „füttern“, um den natürlichen Kreislauf aufrechtzuerhalten.

Lebensmittelrettung – hier kommt nichts weg!

Das Absammeln von Ernterückständen auf den Feldern der Domäne Dahlem ist keine Lebensmittelrettung – im Gegenteil, wir brauchen diese Rückstände! Sie sind ein wichtiger Bestandteil unseres natürlichen Kreislaufs und tragen maßgeblich zur Bodenfruchtbarkeit bei. Lebensmittelrettung spielt auf der Domäne Dahlem zwar eine große Rolle, doch immer unter Berücksichtigung der ökologischen Zusammenhänge. Verwelktes Gemüse und Pflanzenreste, die nicht auf dem Feld verbleiben, kommen in unseren Kompostkreislauf und werden so zu wertvollem Humus. Nichts wird weggeworfen, sondern in den natürlichen Kreislauf der Nährstoffrückführung integriert.

Wer etwas gegen Lebensmittelverschwendung tun möchte, kann überschüssige oder abgelaufene Lebensmittel über entsprechende Organisationen retten. Diese Produkte wurden bereits geerntet, verpackt und transportiert – sie haben also schon CO₂ verursacht. Wenn sie nicht gerettet werden, landen sie oft im (Rest)Müll, obwohl sie als Humus dem Boden zugutekommen könnten.

Fazit: Ernterückstände als wertvolle Ressourcen für die Landwirtschaft

Unsere Ernterückstände sind kein Abfall, sondern eine wertvolle Ressource, die im ökologischen Anbau eine zentrale Rolle spielt. Sie helfen dabei, den Boden nährstoffreich und fruchtbar zu halten, sparen Arbeit und Kosten und schonen natürliche Ressourcen. Auf der Domäne Dahlem werden Ernterückstände deshalb bewusst im Kreislauf belassen, um die Bodenfruchtbarkeit zu fördern und den nachhaltigen Umgang mit der Natur zu unterstützen.